Beschreibung
Buchklub
mit Nils Philipp
Schweine müssen nackt sein (1991) von Napoleon Seyfarth
Seine berüchtigte Autobiografie schrieb Napoleon Seyfarth in wenigen Wochen im Krankenhaus nieder, als seine Aidserkrankung ihm bereits die Stimme verschlagen hatte. Bis zu seinem Tod im Jahre 2000 ist er zu einem der bekanntesten Aidskranken der Nation avanciert – einer Therapie hatte er sich bis zuletzt verweigert – und sah sich unablässig Anfeindungen von seinen Brüdern im Geiste (und im Bett) ausgesetzt. Bei der Lektüre erfahren wir, warum: Er hat nicht nur an Sippe und Gesellschaft während seines Aufwachsens in der Pfalz kein gutes Haar gelassen, sondern ebenso an der Schwulenkultur, die er nach seinem Umzug von Mannheim nach Berlin kennenlernte. Seyfarth ist das Enfant Terrible der Schwulenbewegung, das den Aktivismus der 80er-Jahre als kleinlich und bigott darstellt. Er macht sich die Kunstform der Autobiografie zunutze, um mit prächtigen Galgenhumor ein faszinierendes wie aufschlussreiches Sittengemälde seiner Zeit zu zeichnen, das die blinden Flecken der Szene beleuchtet wie Putzlicht den Darkoom. Sein Vermächtnis ist ein einzigartiges Zeugnis der Stadtgeschichte und nicht zuletzt eine köstliche Lektüre.
Nils Philipp ist Kunst- und Architekturvermittler und betätigt sich zudem als Dichter, Fotograf und Dekofee. Nach Erfahrungen als Hausmeister, Feinkostverkäufer und Bademeister arbeitet er u.a. als Buchhändler. Während er auf seinen Durchbruch wahlweise als Schriftsteller oder Dekorateur wartet, liest er viel und gerne.
Über den Village Book Club
Bücherliebhaber und Leseratten treffen sich jeden Monat, um Literatur und Sachbücher (Romane, Biografien und Essays) zu besprechen, die sich mit LGBTQIA+-Themen und -Persönlichkeiten befassen oder damit in Zusammenhang stehen.
In Voraussicht auf aufschlussreiche Diskussionen wählen wir das nächste Buch zwei Monate im Voraus aus.
Im Januar wird diese kostenlose Veranstaltung in deutscher Sprache durchgeführt.